Internetsucht – Mehr Menschen betroffen als gedacht

Die Internetsucht ist eine neuartige Erscheinungsform der Verhaltenssucht. Der rasante Anstieg der Digitalisierung mit den unendlichen Möglichkeiten für den Nutzer, kann einen enormen Sog ausüben und zu einer Abhängigkeit führen. Die Internetsucht hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Wichtig ist hier, dass der Internetkonsum bewusst erfolgt und die Wirkung auf die Lebensqualität nicht unterschätzt wird. Diese Form der Stimulation hat Wirkung auf das System und dieses sollte jedem Nutzer gewiss sein. Die Aufklärungsarbeit in Bezug auf die virtuelle Welt lässt, meines Erachtens, zu wünschen übrig.

Welche Formen der Internetsucht gibt es?

Man kann die Internetsucht in drei Untergruppen einteilen:

Online-Computerspiele, Cybersex und soziale Netzwerke. Jedoch können sich auch andere Verhaltenssüchte auf die virtuelle Welt übertragen. Dazu gehören z.B. Glücksspiel und Kaufsucht.

Wie erkenne ich eine Internetsucht?

Um die Symptome einer Internetsucht zu erfassen, sollte sowohl die Dauer, als auch die Art des Internetkonsums betrachtet werden. Wöchentlich verbringen Betroffene in der Regel mehr als 35 Stunden mit dem Internet bzw. bis zu 12 Stunden am Tag. Die berufsbedingte Nutzung ist nicht relevant, sondern nur der private Konsum.

Die richtigen Fragen können hilfreich sein!

  • Denken Sie viel über Aktivitäten im Internet nach und planen Sie diese?
  • Wühlt es Sie emotional auf, wenn Sie versuchen, auf das Internet zu verzichten?
  • Erhöht sich Ihr Aufwand an Gerätschaften usw. um die gleiche Spannung wie früher zu erzeugen?
  • Drängt sich das Gefühl auf, dass Sie weniger Zeit online verbringen wollen und können jedoch nicht die Disziplin aufbringen dies umzusetzen?
  • Verlieren Sie auf Grund Ihres Online- Aufenthalts das Interesse an Freunden, Hobbys usw.?
  • Sind Sie bereit Ihren Internetkonsum weiter fort zu setzen, obwohl dieses sich negativ auf verschiedene Lebensbereiche auswirkt wie z.B. Finanzen, Schlafmangel usw.?
  • Verheimlichen Sie Ihr tatsächliches Konsumverhalten?
  • Berieseln Sie sich durch Internetkonsum, um seelischen Problemen aus dem Weg zu gehen?

Klassische Kriterien einer Sucht:

  • Hier ist von Bedeutung, ob ein Kontrollverlust erfolgt
  • Gedankliche Einengung in Bezug auf das Leben in der virtuellen Welt
  • Negative Auswirkungen auf einen oder mehrere Lebensbereiche (z.B. körperliche Vernachlässigung, soziale Faktoren, Leistungsverlust in der Schule bzw. beruflicher Natur)

Warum ist die virtuelle Welt für viele so reizvoll?

Computerspiele, die online gespielt werden und soziale Netzwerke weisen viele parallelen auf. Denn sowohl die sozialen Netzwerke als auch die Computerspiele bergen spielerische Elemente, die wie Gesellschaftsspiele funktionieren. Hier bietet sich die Gelegenheit mit verschiedenen Identitäten zu experimentieren und indirekt mit anderen in Kontakt zu treten. Diese Möglichkeiten bieten sowohl die Avatare aus den Computerspielen, als auch die sozialen Netzwerke. Vor allem für Jugendliche ist dies eine Form attraktiv, um das Bedürfnis nach dem Experimentieren mit Rollen- und Beziehungsformen, auszuleben. In dieser wichtigen Phase geht es darum, eine stabile Identität und Beziehungsfähigkeit zu entwickeln. Der Mensch ist außerdem in der virtuellen Welt nicht so verletzlich, jedoch ist der Erfahrungshorizont beschränkt.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Es gibt drei Faktoren, die eine Sucht begünstigen können.

  1. die Veranlagung
  2. soziale Umgangsformen
  3. psychische Faktoren

Zu den sozialen Risikofaktoren zählen unter anderem, Ausgrenzung in Zusammenhang mit hohen Leistungsdruck und Konkurrenzdruck. Zudem spielt hier die Haltung der Eltern eine wichtige Rolle für die Entwicklung einer Internetsucht. Eltern sind hier in der Verantwortung Kinder zu schützen vor der Gefahr, die das Kind noch nicht sehen und verstehen kann.

  • Hier ist die Aufklärung seitens der Eltern wichtig, damit das Kind die Gründe für die Eingrenzung des Konsums nachvollziehen kann.
  • Das Bewusstsein schulen, indem man das Kind vor und nach dem Konsum fragen zum Befinden stellt. Damit schult man körpereigene unterschiedliche Gefühlslagen. Das Kind nimmt sich vor und nach dem Konsum wahr. Die Wahrnehmung wird gefördert und das Kind geht nicht einfach irgendwelchen Mechanismen nach. Es nimmt die eigene Gefühlswelt ernst.
  • Klare, liebevolle Grenzen setzen in Bezug auf den Konsum.
  • Das Selbstwertgefühl stärken, denn so wird auch die Willensstärke und Disziplin gefestigt.

Die psychischen Faktoren hängen unter anderem mit einem niedrigen Selbstwert, Selbstunsicherheit und Impulsivität zusammen. Auch hier spielt die Haltung der Eltern eine fundamentale Rolle. Denn starke Eltern erziehen liebevoll, starke Kinder. Jeder ist hier in der Verantwortung an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten und dies zeugt von viel Mut. Evtl. bedarf es etwas Hilfe und der Mutige wird diese in Anspruch nehmen.

Welche gesundheitlichen Nachteile bringt die Internetsucht mit sich?

Die häufigste Diagnose bei einer Internetsucht sind depressive- Symptome. Bis zu 80% der Betroffenen leiden darunter. Danach folgen Angststörungen als Begleiterscheinung. Desweiteren zeigen sich insbesondere im Kinder- und Jugendpsychiatrischen Bereich, dass das Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADS/ ADHS) häufig mit Computerspielabhängigkeit bzw. Internetabhängigkeit in Zusammenhang gebracht wird. Außerdem werden soziale und emotionale Intelligenz vernachlässigt, wenn vor allem Kinder und Jugendliche nur noch bzw. häufig in der virtuellen Welt unterwegs sind. Menschen sind soziale Wesen und benötigen den gesunden Austausch mit anderen um wachsen zu können. Die Persönlichkeitsentwicklung ist ein wichtiger Faktor, der nicht unterschätzt werden darf. Auch stellt hier die mangelnde Bewegung eine große Rolle dar, denn diese birgt viele gesundheitliche Risikofaktoren. Mangelnde Bewegung kann zu Übergewicht führen und dieses kann viele andere Erkrankungen mit sich bringen. Der Knochenstoffwechsel und andere Stoffwechselprozesse können darunter leiden. Fehlhaltungen können daraus resultieren. Das Gehirn wird zudem einseitig stimuliert. Die Internetsucht kann auf vielfältige Weise schaden. Die körperliche und geistige Gesundheit brauchen einander.

Ich möchte den Internetkonsum nicht verteufeln, jedoch sehe ich hier einen großen Bedarf an Aufklärung. Der digitale Fortschritt ist in einem rasanten Tempo erfolgt, doch die Medienaufklärung hingt, nach meinem Gefühl, hinterher. Es wird konsumiert, ohne die Folgen zu bedenken. Der Konsum in einem aufgeklärten und bewussten Zustand wird ein anderer sein. Hier sollte unbedingt bedacht werden, dass auf jede Aktion eine Reaktion erfolgt. Nichts wird konsumiert, ohne dass sich eine Wirkung ereignet. Umso unbewusster konsumiert wird und umso weniger Wissen vorhanden ist, in Bezug auf den Konsum, desto langsamer werden wir uns über die Folgen klar. Unbewusst geschehen dann Dinge in unserem System, die wir dann nicht kontrollieren können. Es gibt zahlreiche Experimente zu diesem Thema. Dann stellen sich roboterartige Mechanismen ein, die uns einfach funktionieren und abstumpfen lassen. Ein glückliches Leben sieht für mich nicht so aus. Jeder ist für sich in der Verantwortung sein Leben glücklich zu gestalten. Keiner sollte sich zum Opfer irgendeiner Sucht machen. Wenn Jemand an einer Sucht leidet, darf sich fragen wonach gesucht wird und wenn dies gefunden wurde, verliert man evtl. das Bedürfnis eine Leere mit einer Konsumsucht zu füllen. Der Mensch besitzt im gesunden Zustand ein hoch effizientes Gehirn, das beim Benutzen immer effizienter wird, vergleichbar mit Muskeln, die trainiert werden. Dieses Gehirn und das mögliche Leben damit sollte, meines Erachtens, nicht verschwendet werden.

Sollte man zulassen, dass das Wunderwerk Mensch beherrscht wird von irgendwelchen Substanzen oder Internetsucht?

Ein würdiges und damit glückliches Leben zeichnet sich für mich durch Freiheit aus. Abhängigkeiten jedoch, beherrschen und machen unfrei. Das Wort selbst beschreibt den Zustand in dem sich Abhängige befinden, Sie hängen an etwas und machen sich zum Sklaven der Bedürftigkeit. Die Deutsche Sprache ist sehr klar und deutlich, wenn auf die Wortwahl geachtet wird, entsteht ein Bewusstsein, für das was gerade passiert. Das Potenzial im Menschen ist enorm, wenn dieses genutzt wird und sich der Mensch nicht zum Opfer macht. Wie mit allem das konsumiert wird, sollte dies mit Bedacht erfolgen. Alles was das Leben betrifft, darf eine bewusste Entscheidung sein, denn deshalb haben wir diesen leistungsstarken Denkapparat. Menschen sollten die Vorteile des Internets nutzen dürfen, ohne sich zu einem Konsumopfer zu entwickeln. So nutzt man den digitalen Fortschritt zu seinen Gunsten und bleibt im gesunden Austausch mit sich und seiner Umwelt. In diesem Sinne, bleiben Sie bei sich mit Ruhe und Kraft. Nutzen Sie bewusst die Möglichkeiten und bereichern Sie sich mit Erlebnissen im richtigen Leben. Denn das Leben sollte reichhaltig mit allen Sinnen genossen werden.

Dresi

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