Kinder brauchen gute Grenzen

Grenzen bilden für Kinder einen sicheren Rahmen. Wenn Kinder nicht entfremdet werden, sind diese offen, tolerant, wunderbar ehrlich, authentisch, neugierig, unvoreingenommen und voller Lebensfreude. Sie sind in ihrem Tun und im Geiste frei und erobern die Welt auf eine unbekümmerte Art und Weise. Es ist ein Genuss Kinder auf Eroberungszug zu beobachten und zu sehen, wie Sie nach und nach Handlungskompetenzen und Menschen auf natürliche Weise für sich gewinnen. Es ist ein wahres Wunder. Menschen kommen vollkommen abhängig auf diese Welt, lernen selbstverständlich und voller Vertrauen mit jedem Tag mehr und erarbeiten sich damit jeden Tag ein bisschen mehr Autonomie. Mutig, neugierig und voller Selbstvertrauen, lernen sie jeden Tag etwas mehr an Fähigkeiten und Fertigkeiten. Kinder lernen ihren Körper zu kontrollieren und zu koordinieren. Sie lernen sprechen und damit sich verbal zu verständigen. Die soziale- und emotionale Intelligenz entwickelt sich. Es passiert noch so viel mehr und dies ist erstaunlich und überwältigend zu gleich. Kinder lernen durch Versuch und Irrtum und geben nicht auf, bis sie das zu erlernende perfektioniert haben. Wie z.B. Gehen lernen, sie fallen immer wieder, stehen auf und versuchen es erneut.

Kinder lernen ständig und immer, nur haben wir Erwachsene verlernt dies zu erkennen. Gesellschaftlich haben wir gelernt, das Lernen bedeutet, dass dies anstrengend und auf Noten/Beförderungen zielen. Lernen ist jedoch etwas, dass in uns ganz natürlich angelegt ist. Kinder lernen aber nicht immer das, was wir Erwachsenen gerade möchten. Das Lernen der Kinder bringt das Kind in seiner Welt weiter und es kostet keine Anstrengung. Dann kommt der Erwachsene und prägt das Lernen oft negativ, weil auf einem Blatt die richtigen Zahlen stehen müssen?! Zeigen diese Zahlen wirklich, wie intelligent man ist oder machen diese unseren Wert aus? Eigentlich nicht, aber unser Schulsystem ist leider hierarchisch aufgebaut und teilt direkt in drei Klassen ein (Hauptschule, Realschule, Gymnasium). Wir dürfen nicht vergessen, dass die Genies der Vergangenheit meist nicht gut in der Schule waren oder gar unbeschulbar. Jedoch haben wir gerade diesen oft unseren Fortschritt zu verdanken. Lernen ist etwas natürliches und sollte in Zeiten des „Fortschritts“ mehr an aktuellen Ergebnissen der Hirnforschung ausgerichtet werden. Andere Länder sind uns in dieser Hinsicht weit voraus. In Skandinavien z.B. findet die Grundschulzeit bis zur zehnten Klasse statt und mit dieser Reife, entscheiden dann die Kinder, ob diese Abitur machen oder einen anderen Weg wählen. Von Kindern nach der 4.Klasse zu erwarten, so eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen, ist völlig überfordernd.

Bedingungslose Liebe und liebevolle Grenzen

Kinder brauchen die bedingungslose Liebe, denn diese ist die Essens des Lebens. Liebe ist durch nichts ersetzbar. Kinder brauchen es um ihrer selbst willen geliebt, angenommen, respektiert und akzeptiert zu werden, so wie sie sind. Alle Stärken und Schwächen machen den Menschen aus und machen diesen zu etwas Besonderem. Menschen die bedingungslos geliebt und angenommen werden, wachsen mit einer gesunden Selbstliebe heran und ruhen in sich. Diese werden gesunde und reife Erwachsene. Neid, Hass, Konkurrenz und Vergleich kennen Menschen mit einer gesunden Selbstliebe nicht. Desweiteren sind es liebevolle Grenzen die Kindern Sicherheit geben. Liebevolle Grenzen können Menschen setzen, die selbstsicher und reif sind. Grenzen sind der liebevolle Rahmen in denen sich Kinder beschützt und behütet entfalten können. Beispiel: Kinder dürfen nur ausgewählte und zeitlich begrenzt Medien konsumieren. Der Erwachsene muss die Rahmenbedingungen stellen und mit dem Kind verständlich kommunizieren, um das Kind vor schädlichen Einflüssen zu schützen. Wenn Kinder hier keine verständlichen und liebevollen Grenzen vorgelebt, kann das Gehirn des Kindes mit Inhalten belastet werden, mit dem das Kind überfordert ist. Dies kann zu Traumata, Ängsten, Blockaden, Unruhe und Unausgeglichenheit führen.

Kinder brauchen ausreichend Bewegung, Ruhe, soziale Beziehungen und gute Ernährung, um gesund reifen zu können. Einseitige Stimulierung fördert Kinder nicht ganzheitlich. Wenn die wichtigen Bezugspersonen als Vorbilder ein ausgeglichenes Leben vorleben, dann ist dies für das Kind normal und tut es den Vorbildern gleich. Die Rahmenbedingungen bzw. Grenzen sollten immer förderlich für das Kind sein und sollten von den Vorbildern mit Leib und Seele vertreten werden. Ein Ja oder Nein, dass mit vollem Selbstvertrauen und authentisch ausgesprochen wird, wird das Kind annehmen und Sie können dies dem Kind begründen. Kinder sind hochsensibel und können den leisesten Selbstzweifel wahrnehmen. Und wenn Grenzen nicht überzeugend vermittelt werden, dann beginnen die Kinder sich einen Verhandlungsspielraum frei zuräumen. Also stehen Sie hinter dem was Sie sagen und tun zu 100%, wenn es zu dem Gunsten Ihres Kindes ist. Kinder die nicht ständig von außen berieselt und bespaßt werden, entfalten sich auf verschiedenen Ebenen und müssen sich nicht immer mit vorgefertigten Beschäftigungen zufrieden geben. Ist nicht alles vorgefertigt, bietet dies eine Herausforderung für die Kinder. Es fördert die Kreativität, das Forschertum, die Selbstwirksamkeit und darüber hinaus ist es das natürlichste der Welt. Leider hat sich das Verständnis in diesem Bezug gewandelt und es herrscht die Überzeugung, dass Kinder dauerbespasst werden müssen, um bloß keine Langeweile empfinden zu dürfen. Wird Kindern die Möglichkeit geboten sich zu langweilen und Bezugspersonen dieses voller Vertrauen in das Kind begleiten, dann wird das Kind kreativ und wird über sich hinaus wachsen. Bezugspersonen sollten sich immer reflektieren und für sich herausfinden, wer das Problem hat. Ertrage ich es nicht oder ist es das Kind?

Gesunde Haltung und Überzeugungen

Die Absicht und die Haltung mit der ich etwas tue oder auch nicht, bestimmt die Qualität. Erlaube oder verbiete ich etwas aus den falschen Motiven, ist dieses unauthentisch und kann sich nicht richtig anfühlen. Die Zeiten haben sich gewandelt und Eltern sind berufstätig und können dann oft nicht so viel Zeit für Ihre Kinder aufbringen. Oft ist dieses mit Gewissensbissen verbunden. Kinder werden gestresst um 8:00 Uhr in die Kindertagesstätte zur Betreuung abgegeben und werden dann um 16:00 Uhr wieder abgeholt. Menschlicherweise ist man dann natürlich erschöpft. Man verpasst so viele wertvolle Momente und dieses ist wirklich schade. Aus dem schlechten Gewissen heraus werden, nach meiner Meinung und Erfahrung, nie gute Entscheidungen getroffen. Man beginnt zu kompensieren und kauft sich, z.B. aus seinem Schuldgefühl, durch materielle Güter frei. Dies hilft aber nur begrenzt. Oft ist man in seinen Vorstellungen und gesellschaftlichen Maßstäben gefangen und begrenzt sich damit. Mit der Entscheidung das eigene Leben mit Kinder zu bereichern, sollten diese Priorität haben. Sie sind Lebewesen, die den schönsten und wichtigsten Job darstellen. Es ist die größte Verantwortlichkeit, da diese ein Teil der gesunden Gesellschaft sind.

Die Haltung macht den Unterschied.

1.Beispiel: Gehe ich arbeiten, weil es nötig ist, um den Lebensunterhalt zu verdienen und habe deshalb nicht genug Zeit für mein Kind, dann weiß das Kind mit Sicherheit das es nicht anders geht bzw. dies wird es mit einer gewissen Reife verstehen. Das Kind hat aber Priorität und wird im Rahmen des möglichen mit Liebe und Aufmerksamkeiten beschenkt. Tue ich dies aber, weil ich noch nicht gesättigt bin und mich auf Karriereebene verwirklichen will, um überflüssige Güter für mein Ego und für die Bewunderung von Außen brauche, dann ist dies die falsche Haltung. Es zeugt von emotionaler Unreife, wenn das Häufen von Gütern tatsächlich Priorität hat. Kinder spüren, wenn diese nicht die Priorisierung erhalten, die sie brauchen, um gesund heranreifen zu können. Dann entsteht eine innerliche Leere, weil die emotionale Nahrung fehlt und dieses kann nicht mit materiellen Gütern ausgeglichen werden. Die Lebewesen, die unter unserer Fürsorge leben, sollten immer an erster Stelle stehen.

Es ist nichts verwerfliches daran zu entscheiden, kinderlos zu leben, weil man Karriere machen möchte. Aber es ist ziemlich unreif zu glauben, dass man beides auf qualitativ hochwertigem Niveau schaffen könnte. Kinder in das Leben zu begleiten ist die anspruchsvollste Arbeit, die auf verschiedensten Ebenen unsere volle Aufmerksamkeit erfordert.

2. Beispiel: Erlaube ich meinem Kind einen Film zu sehen, weil ich diesen studiert habe und überzeugt bin, dass dies eine Bereicherung für das Kind ist? Dann steckt ein wahrhaftiger und wertschätzender Sinn dahinter. Lass ich Kinder etwas konsumieren, nur damit ich meine Ruhe habe und mich nicht mit dem Kind auseinander setzen möchte, dann kann dies nicht die förderliche Haltung sein. Jeder ist mal erschöpft und kann sich dann eine Auszeit gönnen und dieses auch so kommunizieren, wenn man das Kind sicher und gut untergebracht hat. Aber ständig auf niederschwellige Angebote zurückzugreifen, wie Berieselung, darf nicht die Lösung sein. Grenzen beim Konsum von Medien sind unerlässlich, denn es gibt Inhalte, die der Psyche des Kindes schaden und davor müssen sie geschützt werden.

3. Beispiel: Ich beobachte mein Kind im Spiel und halte mich vertrauensvoll zurück, damit mein Kind selbst Lösungsansätze findet, dann spürt mein Kind meine vertrauensvollen Blicke. Sitze ich jedoch lustlos daneben und vermittle keinerlei Interesse, dann ist dies keine schöne Haltung und Atmosphäre für das Kind. Selbstverständlich hat man nicht immer dieselbe Motivation und die Ausnahmen stellen auch nicht das Problem dar, sondern die Regel. Wie in allem im Leben macht die Dosis das Gift.

Warum haben Grenzen so eine Negativität?

Weil Grenzen falsch verstanden werden und aus unauthentischen Gründen festgelegt und den Kindern nicht erklärt werden. Kinder verstehen schon sehr viel und wissen, dass diese ihrer Sicherheit dienen. Oft nehmen wir gesellschaftliche Wertevorstellungen an, ohne diese zu hinterfragen und setzen dies ohne Verstand ein. Also ist man ein Mitläufer, der unbedacht funktioniert oder seine eigenen Werte verrät, um nicht aufzufallen. Das zeugt von wenig Respekt sich selbst gegenüber und da stelle ich mir die Frage: Warum sollte mir die Außenwelt mit Respekt entgegentreten, wenn ich mich nicht mal selbst respektiere? Es beginnt alles immer bei uns Selbst. Alle Grenzen die gesetzt werden, sollten hinterfragt werden und einen Sinn für das eigene individuelle Leben ergeben. Grenzen umzusetzen ohne Bewusstsein, sondern nur weil es eben so gemacht wird, zeugt von wenig Sinn und Reife. Dann existiert oft der Irrglaube das sich Kinder nicht entfalten können, wenn es Grenzen gibt, aber darüber entscheidet die Sinnhaftigkeit der Grenzen. Sinnvolle Grenzen zeigen Kindern unbewusst: „Ich kümmere mich darum, dass du gesund heranreifst und dies ist mir die Mühe wert. Du bist mir wichtig und deshalb schütze ich dich.“

Es scheint oft einfacher alles zu erlauben, aber alles was aus einer negativen Haltung erfolgt, wird negative Konsequenzen mit sich bringen.

4. Beispiel: Wenn ich möchte das mein Kind gesunde Zähne hat, dann muss es sich die Zähne regelmäßig putzen. Kinder haben darauf nicht immer Lust, aber ich als Erwachsener kann die Gefahren dessen begreifen und stelle die Regel des Zähneputzens auf. Das Kind kann dann gern entscheiden, ob es die Zähne vor oder nach der Gutenachtgeschichte putzt und räume dem Kind damit einen Rahmen ein, indem es mitentscheiden kann. Aber es gibt einen festen Rahmen bzw. Grenze an dem sich das Kind orientieren kann.

Umso unsicherer Sie sind, desto mehr werden Ihre Grenzen in Frage gestellt und Ihr Kind triggert Sie. Stellen Sie also immer sicher, das Grenzen auf einem sicheren Fundament stehen, weil Sie diese bedacht haben und aus tiefster Überzeugung zu Gunsten Ihres Kindes sind. Sinnvolle Grenzen bilden den sicheren und liebevollen Rahmen indem sich das Kind respektvoll entfalten darf. Ich denke, dass Eltern das Beste für Ihr Kind möchten, jedoch verliert man häufig den Fokus für die Dinge, die wirklich wichtig sind im Leben. Das Leben ist schnelllebig geworden. Schneller, höher und weiter prägen unser gesellschaftliches Leben. Jedoch ist es wichtig inne zu halten und zu reflektieren, ob dieses Leben das geführt wird, wirklich das eigene ist, oder die unbewusste Manipulation der Medien und Propagandamaschinerie. Jeder sollte so leben, dass es erfüllend ist, solange niemand verletzt wird. In diesem Blog schildere ich lediglich meine Erfahrungen und Überzeugungen, die eine andere Perspektive aufzeigt. Denn am Ende des Tages sind wir alle in unserem eigenen geistigen Horizont begrenzt und andere Perspektiven eröffnen uns eine andere Welt und andere Möglichkeiten. Stelle ich also Grenzen aus der liebevollen Haltung heraus, dann wird dieses gesunde Früchte tragen. Für Kinder sind liebevolle Grenzen Sicherheit.

Dresi

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