Bettnässen in 6 Schritten erklärt
Bettnässen ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen. Kinder sind üblicherweise nach dem 5.-6.Lebensjahr auch nachts trocken. Vor dem 5.-6. Lebensjahr ist das Einnässen in der Nacht normal. Hier unterscheidet man 2 verschiedene Arten:
- Das Kind war noch nie trocken.
- Das Kind war trocken und nässt dann plötzlich wieder in der Nacht ein. Hier muss abgeklärt werden, ob organische oder psychische Ursachen zu Grunde liegen.
Ursachen für das Bettnässen sind vielseitig
- Eine nervöse, nicht ausgereifte Steuerung der Blasenentleerung
- Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Haben Eltern bereits nachts eingenässt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die Kinder dazu neigen werden. War nur ein Elternteil betroffen sinkt das Risiko. Jungen sind doppelt so häufig betroffen, wie Mädchen
- Eine Störung der hormonellen Steuerung, dass Antidiuretische Hormon(ADH) steuert die Urinkonzentration in der Nacht. Ein unausgereifter Tag-Nachtrhythmus kann die Ausschüttung von ADH hemmen, wenn diese nicht funktioniert, wird es notwendig öfter in der Nacht zu urinieren.
- Wenn das Kind sehr tief schläft, kann es sein, dass es deshalb nicht spürt wann die Blase voll ist
- Psychische Faktoren können als Ursache relevant sein z.B. Ängste, Trennung, Trauer, Mobbing, usw.
- Organische Gründe, wie Harnwegsinfekte, Nierenerkrankungen, neurologische Erkrankungen können ebenso ursächlich sein
Wie können Betroffene damit umgehen?
- Vorerst muss abgeklärt werden, ob es eine organische Ursache für das Bettnässen gibt und ggf. behandelt werden. Nierenerkrankungen, Harnwegserkrankungen und neurologische Erkrankungen können ursächlich sein für das Einnässen. Familiäre und soziale Aspekte sollten ebenfalls Teil der Anamnese sein. Urinuntersuchung sollte erfolgen, um Harnwegsinfektionen auszuschließen.
- Ebenfalls ist zu klären, wer das Problem mit dem Bettnässen hat. Haben Eltern ein Problem damit, sollten diese sich in Geduld üben. Leidet das Kind darunter, ist es wichtig, das Kind darin zu unterstützen das Bettnässen in den Griff zu bekommen.
- Es sollte ein Tagebuch mit dem Kind erstellt werden, indem die Trinkmenge und Ausscheidungsmenge eingetragen werden.
- Die Tagestrinkmenge sollte auf den Tag verteilt werden und nicht nur am Abend erfolgen.
- Gehen Sie mit dem Thema entspannt und natürlich um, so dass sich das Kind nicht unter Druck gesetzt fühlt.
- Manche Kinder benötigen einfach nur etwas mehr Zeit, um trocken zu werden, da sich die Produktion des Antidiuretischen Hormons (ADH) mit zunehmendem Alter einstellt. ADH wird in der Hirnanhangsdrüse produziert und sorgt dafür, dass während der Nacht der Urin konzentriert wird.
- Darüber hinaus sollte mit dem Kind kommuniziert werden, ob es evtl. aus der Angst (z.B. Angst vor Dunkelheit) heraus nicht auf die Toilette geht. Evtl. hält es den Urin zurück, um nicht in der Nacht auf die Toilette gehen zu müssen. Hier kann man Abhilfe schaffen, indem die Ängste mit Hilfe eines Therapeuten abgebaut werden.
- Für die psychische Gesundheit ist es hilfreich und wichtig, wenn das Kind positiv gestärkt wird. Begegnen Sie dem Kind mit Verständnis und Empathie. Machen Sie deutlich, dass es menschlich ist und es keinen Grund gibt sich zu schämen.
- Schaffen Sie feste Schlafrituale und eine vertrauensvolle, sichere Umgebung. Rituale schaffen eine ruhige und entspannte Atmosphäre.
- Das Fördern eines guten Körperbewusstseins kann ebenfalls hilfreich sein.
Kinderärzte verschreiben sogenannte Klingelhosen, die zu Beginn des Urinierens ein akustisches Signal abgeben, so dass das Kind erwacht und auf der Toilette die Blase entleeren kann. Dies funktioniert allerdings nur, wenn das Kind nicht tief schläft und von dem Alarmsignal erwacht. Grundvoraussetzung ist, dass das Kind trocken werden möchte.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, das Bettnässen mit einer Hormongabe zu behandeln. Hier wird das Antidiuretisches Hormon (ADH) verabreicht, so dass der Harn konzentriert wird und das Urinieren in der Nacht unwahrscheinlicher wird. Dies ist leider mit Nebenwirkungen verbunden.
Ich bin der Meinung, dass weder die Klingelhose noch die Hormongabe eine optimale Lösung bieten. Bleiben Sie mit Ihrem Kind liebevoll und verständnisvoll im Kontakt. Machen Sie deutlich, dass es in Ordnung ist, wenn es passiert. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es so richtig ist wie es ist und angenommen wird. Helfen Sie Ihrem Kind dabei geduldig auf die nötigen Entwicklungsschritte zu warten. Bauen Sie Ängste ab, indem Sie sich individuelle/passende Unterstützung in Anspruch nehmen. Wenn es passiert, dass das Kind einnässt, dann wechseln Sie die Bettwäsche ganz natürlich ohne sich darüber zu ärgern. Alles andere ist sonst sehr erniedrigend und mit viel Scham für das Kind verbunden. Dies verursacht nur Komplexe bei dem Kind und trägt nicht dazu bei gesund zu sein.
Mit der nötigen emotionalen Zuwendung, Zuversicht, Verständnis und Unterstützung können Kinder gestärkt werden und diese Lebensphase gesund überwinden. Das Kind sollte liebevoll eingebettet sein und Sicherheit erfahren. Sind die Ursachen organischer Natur sind, müssen diese angemessen von einem Spezialisten behandelt werden.