Hilfe, mein Kind rastet aus

Kinder die ausrasten und ihrer Wut freien Lauf lassen sind im Alltag nichts Außergewöhnliches. Es gehört zu den natürlichen Emotionen wie das Weinen, wenn man traurig ist und das Lachen, wenn man fröhlich ist. Trotzdem ist es oft nur schwer auszuhalten, wenn Kinder Wutausbrüche bekommen. Es ist ein natürlicher Teil der Entwicklung seiner Wut Ausdruck zu verleihen, indem man ausrastet. Wut ist also ein Gefühl und sollte auch als normal betrachtet werden. Das Gefühl der Wut mit dem ausdrücken, erfüllt einen wichtigen Sinn, denn so lernen Kinder sich abzugrenzen, durchzusetzen und entwickeln sich dadurch weiter. Wut ist eine Form des Fortschritts und ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung.

Kinder finden Regeln und Grenzen nicht immer sinnvoll, die wir Erwachsene ihnen setzen, besonders dann nicht wenn diese ihnen nicht verständlich erklärt werden. Regeln und Grenzen sollten also erklärt werden, damit die Sinnhaftigkeit deutlich wird und Kinder sich aus Verständnis daran halten möchten. Wenn dieses nicht erfolgt, ist es nur normal, dass Kinder sich dem widersetzen möchten.

Die Wutausbrüche sind nichts anderes, als die ersten Schritte in die Autonomie, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Wenn Kinder im verbalen Ausdruck noch nicht entwickelt sind, kann es dann auch zu Handgreiflichkeiten und Geschrei kommen, weil sie ihrer Wut nur so Ausdruck verleihen können.

Wichtig ist hier zu verstehen, dass Ihr Kind dies nicht tut um Sie zu ärgern, sondern weil es gerade nicht anders kann. Begleiten Sie Ihr Kind und helfen Sie Ihrem Kind zu lernen mit der Wut umzugehen. Seien Sie vor allem selbst ein gutes Vorbild und reflektieren Sie Ihr eigenes Verhalten. Der eigene Umgang mit Wut und anderen Gefühlen sind maßgebend für die Entwicklung des Kindes.

Besonders wichtig ist es sich selbst zu verstehen, denn dann kann auch nachvollzogen werden, warum uns die Aggressionen des Kindes triggern und warum uns das Verhalten des Kindes peinlich ist. Wenn man Kinder hat, sollte an der eigenen Persönlichkeit gearbeitet werden, weil man dadurch über sich hinauswächst. Es ist förderlich, dass eigene Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu schulen, damit Sie über den Dingen stehen, stark, selbstverständlich und souverän auf Ereignisse im Leben reagieren. Denn starke Eltern erziehen starke Kinder, die sich nicht von den Aggressionen Ihrer Kinder bedroht fühlen. Der Erwachsene sollte durch Reife und Besonnenheit überzeugen. Kinder lernen von ihren Vorbildern und entwickeln sich dementsprechend. Was von Kindern erwartet wird, muss der Erwachsene erst selbst erfüllen, sonst wird es unauthentisch und somit wenig glaubwürdig.

Ängste als Auslöser von Ausraster

Oft sind Ängste Auslöser von Ausraster. Beispielsweise können Verlustängste, Versagensängste und andere Ängste entstehen, aufgrund von Veränderungen wie ein Umzug. Hier dienen die Ausraster als Ventil, da sich durch Ängste viele Stresshormone aufbauen. Wenn Ängste überhand nehmen, ist klares Denken nicht möglich und so erfolgen die unkontrollierten Wutausbrüche. Auch Eifersucht aufgrund von Familienzuwachs, durch ein Geschwisterchen oder eines neun Partners/in können Ängste auslösen.

Hier hilft es nur dem Kind zusätzlich Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken. Begleiten Sie Ihr Kind und helfen Sie Ihrem Kind die Ängste abzubauen bzw. aufzuarbeiten. Fühlen sich Kinder verlässlich geliebt, sicher und geborgen können Ängste überwunden werden.

Gewalt in der Erziehung

Gewalt in der Erziehung erzeugt enorme Wut. Kinder wollen wie Erwachsene auch in Würde heranreifen dürfen und jede Form der Gewalt (körperliche/psychische Gewalt) fühlt sich falsch an. Kinder können das nicht in Worte fassen, jedoch fühlen sie intuitiv, dass sie so nicht gesund heranwachsen können. Diese ungesunde und unwürdige Form der Erziehung baut Wut auf, die irgendwann auch in Form von Ausraster Gestalt annehmen. „Gewalt erzeugt Gegengewalt“.

Die Frustrationstoleranz entwickelt sich, wenn Kinder liebevoll, achtsam und respektvoll erzogen werden. Kinder reifen heran und lernen, wenn sie auf eine angemessenen Art und Weise begleitet werden, den Umgang mit Frustrationen und Enttäuschungen, die sie im Laufe des Lebens erfahren ohne auszurasten.

Ausraster im Kindergarten bzw. Schule

Für Erzieher bzw. Lehrer ist es im normalen Alltag eine extreme Herausforderung auf Kinder, die ausrasten, einzugehen. Da die anderen Kinder auch beaufsichtigt werden müssen und es den Tagesablauf stört. Es ist dann ein großer Kraftakt allen Kindern gerecht zu werden und meist ist dies auch nicht möglich, da die Gruppen zu groß sind. Hier ist es von großer Bedeutung das Eltern und Pädagogen gut zusammenarbeiten, das Kind nicht verurteilen und auffangen. Jedem Beteiligten sollte Bewusst sein, dass das Kind nur tut, was es gerade für notwendig hält. Kinder möchten dazugehören und ein Teil der sozialen Gruppe sein. Die Wutausbrüche sind nur ein Weckruf, damit es Hilfe bekommt, um die Probleme lösen zu können. Dieser Hilferuf sollte ernst genommen werden, indem das Kind verständnisvoll begleitet wird. Eltern und Pädagogen haben im Idealfall dasselbe Ziel. Kinder sollen lernen und sich optimal entwickeln dürfen.

Zu empfehlen ist es, dass Eltern sich professionelle Hilfe suchen, damit sie ohne emotionale Befangenheit beraten werden und den optimale Weg mit Ihrem Kind finden. Emotionalität verhindert oft den Blick auf das Wesentliche und hier ist es hilfreich, wenn Jemand neutrales hilft, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Wenn ihr Kind verstanden wird, wird auch der Kindergartenalltag bzw. Schulalltag keine Herausforderung mehr darstellen. Seien Sie präsent und ziehen Sie mit den Pädagogen an einem Strang. Kinder verstehen es, dass Sie zu Ihren Gunsten handeln und können schneller regulieren, weil Sie die Liebe und Mühe spüren.

Kinder die belastet sind und ihre Aggressionen durch Ausraster leben sind die gesünderen Kinder. Sie können zeigen, dass sie gerade bedürftig sind und fordern, dass dieses Bedürfnis gestillt wird. Die Eltern sind dann in der Verantwortung die Hinweise zu entschlüsseln, indem Sie ihr Kind verstehen lernen und das Bedürfnis stillen. Besorgniserregend sind Kinder, die extrem angepasst und in einem ungewöhnlichen Maß unauffällig sind. Dies kann auf eine Form der Resignation hindeuten. Diese Kinder fallen oft nicht auf, weil sie niemanden stören. Hier sollte aber unbedingt genauer hingesehen werden.

Oft helfen die richtigen Fragen, Verständnis zu entwickeln.

  1. Seit wann hat sich das Verhalten Ihres Kindes geändert?
  2. In welchen Situationen rastet Ihr Kind aus?
  3. Wie gehen Sie selbst mit Frustrationen um?
  4. Ist die Beziehung zu Ihrem Kind stabil?
  5. Was könnte Ihr Kind brauchen, um sich besser zu fühlen?
  6. An welchen Tagen ist es besser und wann sind die Ausraster besonders heftig?
  7. Welche Prioritäten müssen Sie setzen, um Ihr Kind angemessen begleiten und auffangen zu können?
  8. Wo erhalten Sie die nötige Hilfe, um Ihrem Kind die Unterstützung bieten zu können, die ihr Kind benötigt?

Kinder möchten gesehen werden, sie benötigen die Liebe und Achtsamkeit der Eltern. Lernen sie die Sprache der Liebe Ihres Kindes und beschenken sie diese reich damit. Denn wenn der Liebestank voll ist, das soziale Umfeld gesund und stabil ist, steht einem glücklichen Leben nichts im Weg.

Eltern sind die Experten für Ihre Kinder. Mit etwas Geduld, Verständnis, Achtsamkeit und der richtigen Unterstützung finden Sie den Zugang zu Ihrem Kind.

Dresi

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